Als Ehefrau des Prinzen Albert von Sachsen-Coburg & Gotha war Königin Victoria natürlich häufig in Coburg. Sie hatten am 10. Februar 1840 geheiratet, aber es dauerte über fünf Jahre, bis sich die beiden in der Lage sahen, die erste gemeinsame Reise nach Coburg zu unternehmen.
Diese erste Reise unternahmen sie im August 1845. Am 9. August fuhren Königin Victoria und Albert in England los und erreichten Coburg am 19. August 1845. Die Strecke von Mainz bis Coburg mussten sie mangels Eisenbahn mit Kutschen bewältigen – eine Reise von zwei vollen Tagen. Victoria fühlte sich gleich in Coburg bei ihren vielen deutschen Verwandten wie zu Hause und schrieb am 20. August in ihrem Tagebuch:
»Wir hatten es uns so gewünscht und doch so befürchtet, dass es vielleicht nie gelingen würde. Wäre ich nicht die gewesen, die ich bin – hier wäre meine echte Heimat gewesen, aber ich werde es immer als meine zweite Heimat betrachten.« (1)
Am 27. August 1845 verließen Victoria und Albert Coburg und fuhren weiter nach Gotha. Am 3. September begann die Rückreise von Gotha über Fulda, Frankfurt und Aachen.
Die nächste gemeinsame Reise nach Coburg war im September 1860. Am 25. September kamen sie an, einen Tag nach dem Tod von Alberts Stiefmutter, Herzogin Marie von Sachsen-Coburg & Gotha, und blieben bis zum 10. Oktober.
Am 14. Dezember 1861 starb Albert. Trotzdem unternahm Königin Victoria danach einige Reisen nach Coburg. Am 15. August 1863 kam Königin Victoria in Coburg an und blieb bis zum 7. September. Von Coburg aus fuhr sie weiter nach Darmstadt.
Im August 1865 versammelte Königin Victoria ihre neun Kinder in Coburg um sich, um der Enthüllung einer Albert-Statue auf dem Coburger Schlossplatz beizuwohnen. Am 11. August erreichte sie, von Darmstadt kommend, Coburg, am 26. August fand die Enthüllungszeremonie statt, und am 5. September fuhr Victoria wieder über Darmstadt nach England zurück.
Der nächste Besuch in Coburg war erst elf Jahre später. Von Baden-Baden kommend erreichte Königin Victoria Coburg am Abend des 10. April 1876. Am 18. April kam der deutsche Kaiser Wilhelm I. nach Coburg, um mit Königin Victoria zu dinieren, und am 20. April fuhr sie über Straßburg und Paris nach England zurück.
Achtzehn Jahre später, am 17. April 1894 war Königin Victoria, aus Italien kommend, zum letzten Mal in Coburg. Anlass war die Hochzeit zwischen ihrer Enkelin Prinzessin Victoria Melita von Sachsen-Coburg & Gotha (allgemein »Ducky« genannt) und ihrem Enkel Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen und bei Rhein am 19. April 1894. Bei dieser Hochzeit verlobte sich auch der russische Zarewitsch Nikolaus mit der Schwester von Ernst Ludwig, der Prinzessin Alix von Hessen und bei Rhein, eine Verbindung, die 1918 nach der russischen Revolution für beide, zusammen mit ihren fünf Kindern, tödlich endete.
Am 28. April 1894 verließ Königin Victoria Coburg zum letzten Mal. Wenn ich richtig gezählt habe, war Königin Victoria insgesamt sechsmal in Coburg und verbrachte dort insgesamt 98 Tage und 92 Nächte.
Fußnoten
(1) „We had so wished it & had so feared it might never come off. If I were not who I am, – this would have been my real home, but I shall always consider it my 2nd one.“ Queen Victoria’s Journals, Eintrag vom 20. August 1845.